Kopfschmerzen bei Kindern
Häufigkeit
Bereits im Vorschulalter klagt jedes fünfte Kind gelegentlich über Kopfschmerzen. Bis zum 12.Lebensjahr hatten 90% der Kinder bereits Kopfschmerzerfahrungen, 4% haben eine eindeutige Migräne. Von den 12-18jährigen leiden 60% der Jungen und 79% der Mädchen gelegentlich unter Kopfschmerzen, in dieser Altersgruppen haben 1,4% bereits chronische Kopfschmerzen (>15Tage pro Monat)
Symptome
Kopfschmerzen im Kindesalter äußern sich häufig etwas anders als bei Erwachsenen.
So wird beispielsweise auch ein Migränekopfschmerz selten als halbseitig pochend, sondern meist als beidseitiger Druck
beschrieben. Auch Licht- und Geräuschempfindlichkeit werden seltener geäußert und die Attackendauer ist oft deutlich kürzer als bei Erwachsenen. Dennoch besteht bei kindlicher Migräne häufig Rückzugstendenz und die Neigung sich Schlafen zu legen. Häufig bessern sich die Kopfschmerzen deutlich durch einen kurzen Schlaf oder auch nach Erbrechen. Magen-Darm-Symptome spielen gerade bei jungen Kindern eine stärkere Rolle als bei Jugendlichen oder Erwachsenen.
Da die Schilderung der Kopfschmerzen Kinder häufig schwer fällt, empfiehlt es sich in jedem Fall vor einem Arztbesuch über 1-2 Monate einen Kopfschmerzkalender [187 KB]
zu führen.
Attackenbehandlung
Bei leichten Formen können Hinlegen in eimem abgedunkelten Raum und ein kalter Waschlappen helfen.
Die Wirksamkeit von Analgetika ist am besten belegt für IBUPROFEN 10-15mg/kg Körpergewicht, welches als 1.Wahl eingesetzt werden sollte. Eine Alternative stellt PARACETAMOL 15mg/kg Körpergewicht dar.
Für schwere und durch die obigen Medikamente nicht zu beherrschende Attacken ist in Deutschland ab dem 12. Lebensjahr SUMATRIPTAN 10mg als NASENSPRAY als Mittel der 2.Wahl zugelassen. Bezüglich weiterer Triptane ist die Studienlage unterschiedlich, weswegen bisher auch keine weitere Zulassung erfolgt ist.
Bei stärkerer Übelkeit und vor allem bei häufigem Erbrechen wichtig auch eine Kombination mit Antiemetika, welche nicht nur die Übelkeit nehmen, sondern auch die Resorbtion der Schmerzmittel verbessern. Bervorzugt werden im Kindesalter DIPHENHYDRINAT 1-2mg/kg Körpergewicht oder DOMPERIDON 1mg/kg Körpergewicht eigesetzt.
Stufenschema Migräneattacke bei Kindern
- Stufe 1: leichte Attacke: Reizabschirmung, Kühlung, Schlafen
- Stufe 2: Behandlung von Übelkeit: Domperidon 1 Tropfen / kg Körpergewicht
- Stufe 3: mitelschwere Attacke: Ibuprofen 10mg / kg Körpergewicht
- Stufe 4: schwere Attacke: Sumatriptan 10mg nasal
Nicht medikamentöse Prophylaxe
Nicht zu stark betont werden kann die Wichtigkeit folgender Verhaltensmaßregeln:
- regelmäßiger Ausgleichssport
- ausreichende Flüssigkeitszufuhr
- Stressabbau
- ausreichender und regelmäßiger Schlaf
- Begrenzung von PC-Zeiten
Als wirksame Therapieverfahren bieten sich an:
- Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson
- Biofeedback- Verfahren (bitte nicht verwechseln mit Bioresonanz !)
- Verhaltenstherapeutische Multikomponentenprogramme
Medikamentöse Prophylaxe bei kindlicher Migräne
Eine medikamentöse Prophylaxe ist in Ausnahmefällen indiziert bei:
- mehr als 3 Attacken pro Monat
- bei unzureichendem Ansprechen auf die Attackenbehandlung
- bei extremer Intensität oder Dauer > 48 Stunden
Mittel der ersten Wahl ist FLUNARIZIN 5mg pro Tag, für die bei Erwachsenen häufig eingesetzten Betablocker liegen bei Kindern keine ausreichenden Daten vor.
Ein Mittel der zweiten Wahl mit positiver Studienlage stellt TOPIRAMAT 25mg pro Tag dar.
Als nebenwirkungsarme Alternativen können Pestwurz, Magnesium, Vitamin B2 (Riboflavin) oder Coenzym Q10 eingesetzt werden. Ausreichende Daten oder klare Dosierungsanweisungen für das Kindesalter existieren aber nicht.