Migräne
Allein in Deutschland leben etwa 6 Mio. Menschen mit Migräne.
Etwa 14% der Frauen und 7% der Männer sind betroffen.
Hier können Sie Informationen im PDF-Format downloaden:
Patienteninfo Migräne [260 KB]
Symptomatik
- häufig einseitige Schmerzen
- zumindest bei Bewegung pochend / pulsierender Charakter
- begleitend oft Licht-, Geräusch- und manchmal auch Geruchsempfindlichkeit
- häufig Übelkeit, teils Erbrechen
- Dauer unbehandelt 4-72h
- 15% der Patienten entwickeln zu Beginn der Attacke vor der Kopfschmerzphase für bis zu 60 min eine Aura (meist Sehstörungen, aber auch Missempfindungen, Schwindel, Sprachstörungen oder sogar Lähmungen)
Was passiert da eingentlich?
Erbliche Faktoren führen dazu, dass Gehirn und Nervensystem besonders empfindlich auf äußere und innere Reize reagieren.
Nach aktuellen Theorien führt eine Reizung über den 5. Hirnnerven (N.trigeminus) an Gefäßen der Hirnhaut zur Freisetzung von Entzündungsmediatoren, welche zu einer Erweiterung sowie einer erhöhten Durchlässigkeit arterieller Gefäße führen,
die Reizung der Hirnhaut-Nerven erzeugt dann den Schmerz.
Triggerfaktoren
Die meisten Migränepatienten kennen spezifische Auslöser. Triggerfaktoren sind sehr individuell, das heißt nicht jeder reagiert gleich. Im folgenden werden wir einige häufige beispielhaft aufführen, da das Vermeiden individueller Trigger bereits einen wichtigen therapeutischen Aspekt darstellt. Häufige Trigger sind:
- unregelmäßiger Schlaf
- unregelmäßige Nahrungsaufnahme
- Stress bzw. meist die Entspannungsphase nach Stressbelastung
- Ernährung (z.B. Rotwein, Alkohol, Käse, fettreiche Nahrung, Zitrusfrüchte,..)
- hormonelle Einflüsse (Zyklusabhängigkeit, Pille)
- Wetterumschwung, Föhn
- Licht- (z.B. Disco) oder Geruchsreize (z.B. Rauch, Parfum)
Attackenbehandlung
1) Allgemeine Maßnahmen
- Rückzug in einen ruhigen, abgedunkelten Raum
- Schlaf
- Eisbeutel
- Pfefferminzöl
2) Frei verkäufliche Medikamente
Vielfach ist zur Attackenbehandlung die Einnahme von1g ASS (Acetylsalicylsäure), 1g Paracetamol, 400mg Ibuprofen oder einer Kombination (500mg ASS + 500mg Paracetamol + 130mg Koffein) ausreichend.
Naratriptan ist zur Zeit (noch) als einziges Triptan frei verkäuflich.
3) Rezeptpflichtige Medikamente
In Kombination mit den oben genannten frei verkäuflichen Medikamenten ist häufig zur Behandlung der Übelkeit die Einnahme von Metoclopramid oder Domperidon sinnvoll.
Zur Behandlung mittelschwerer und schwerer Attacken ist bei unzureichendem Ansprechen auf ASS, Paracetamol oder Ibuprofen eine Behandlung mit Triptanen indiziert. 2008 sind in Deutschland 7 Triptane auf dem Markt, welche sich in Verträglichkeit, Wirkdauer und Wirkstärke unterscheiden. Dabei existieren neben Tabletten und Schmelztabletten auch Nasensprays, Zäpfchen und zur Behandlung schwerster Attacken mit schnellem Erbrechen auch Subkutanspritzen.
Als Kontraindikation zur Einnahme gelten Gefäßerkrankungen wie eine KHK (koronare Herzerkrankung) oder eine AVK (arterielle Verschluß-krankheit).
Vorsicht !!!
Alle Akutmedikamente können bei zu häufiger Anwendung auch Kopfschmerzen auslösen. Aus diesem Grund sollten Sie die Einnahme von Akutmedikamenten auf maximal 10 Tage, die von Triptanen sogar auf maximal 7 Tage pro Monat beschränken.
Vorbeugung von Attacken
1) Allgemeine Maßnahmen
- Ausdauersport 2-3x pro Woche für 30-40 Minuten
- Entspannungstraining (Progressive Muskelrelaxation, QiGong, Yoga)
2) Medikamentöse Prophylaxe
Eine Indikation besteht bei > 7 Kopfschmerztagen pro Monat oder ab 3 schweren Attacken pro Monat mit schlechtem Ansprechen auf die Akutmedikation.
Mittel der ersten Wahl sind Betablocker, Flunarizin, Amitriptylin, Valproinsäure (nicht bei Frauen im gebährfähigen Alter) oder auch Topiramat.
Bei chronischer Migräne, d.h. mehr als 15 Kopfschmerztagen pro Monat mit 7 Migränetage und einem Versagen der Medikamente der ersten Wahl besteht auch die Möglichkeit von Botulinumtoxin-Injektionen.
Für schwere Erkrankungen sind unter bestimmten Bedingungen inzwischen auch CGRP-Antagonisten zugelassen. Diese dürfen bei mehr als 4 Migränetagen pro Monat und 4 über 6 Monate ineffektiven oder unverträglichen Vortherapien verordnet werden. Bei chronischer Migräne muss zuvor auch ein Behandlungsversuch mit Botulinumtoxin durchgeführt worden sein.
Alternativ haben sich auch für pflanzliche Wirkstoffe wie Pestwurz bzw. Nahrungsergänzungsstoffe wie Vitamin B2 (Riboflavin) oder Coenzym Q10 in kleinen Studien Hinweise auf eine mögliche Wirksamkeit ergeben.
Die Auswahl einer medikamentösen Prophylaxe erfolgt individuell aufgrund von Begleiterkrankungen und sollte durch einen Spezialisten erfolgen.