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Polyneuropathien

Definition

Der Begriff Neuropathie umspannt eine breite Pallette von Erkrankungen des peripheren Nervensystems. Der Gruppe der Neuropathien gehören sowohl die sehr häufigen Mononeuropathien im Rahmen von mechanischen Engpässen wie z.B. Karpaltunnelsyndrome wie auch die in dieser Übersicht vor allem dargestellten Polyneuropathien.

Häufigkeit

Ohne signifikante Geschlechtspräferenz leiden etwa 3% der Bevölkerung und sogar über 7% der über 65-jährigen unter Polyneuropathien.

Ursachen

In Deutschland treten etwa 35% im Rahmen eines Diabetes mellitus auf und 11% sind als Folge eines Alkoholabusus einzustufen.
Jeweils zwischen 4-6% der Polyneuropathien sind auf ein akutes Guillian-Barre-Syndrom (GBS), infektiöse Ursachen, Vaskulitiden, eine chronisch inflammatorisch demyelinisierende Neuropathie (CIDP) oder einen Vitamin-B12-Mangel zurückzuführen.
In etwa 3% liegen erbliche Neuropathien vor und etwa genauso häufig sind sie Begleiterscheinung von Tumorerkrankungen.
Ungefähr 4% lassen sich seltenen Ursachen zuordnen.
Leider bleiben jedoch auch bei intensiver Diagnostik je nach Alter zwischen 20% und 40% der Ursachen unklar.

Symptome

Je nach Verteilung der Symptome sowie der Beteiligung sensibler und / oder motorischen Nervenfasern werden mehrere Typen unterschieden.
Bei der häufigen distal symmetrischen, gemischt sensiblen und motorischen Polyneuropathie finden sich im Verlauf aufsteigende strumpfförmige Missempfindungen (Taubheitsgefühl, Ameisenlaufen, Brennen, Kältegefühl, Berührungsschmerz...) sowie seltener leichte Lähmungen vor allem im Zehenbereich.
Bei einer Multiplexneuropathie beziehen sich Sensibilitätsstörungen und / oder Lähmungen assymmetrisch auf Versorgungsgebiete peripherer Nerven.
Bei Schwerpunkt-Neuropathien bestehen nebeneinander Zeichen einer distal-symmetrischen Polyneuropathie und lokal ausgeprägteren Nervenläsionen.

Diagnostik

Wichtigster Teil der Diagnostik ist die Anamnese des zeitlichen Verlaufs, der beobachteten Symptome sowie deren Verteilungsmuster. Essentiell ist auch die Frage nach prädisponierenden Erkranungen (Zuckerkrankheit?, Alkohol?, Tumorerkrankungen...)

Anschließend ist es bei der körperlich-neurologischen Untersuchung besonders wichtig, neben Reflex- und Kraftprüfung ausführlich verschiedene sensible Qualitäten wie Lagesinn, Vibrationsempfinden, Temperaturempfinden sowie Berührungs- und Schmerzempfinden zu untersuchen.

Wichtige elektrophysiologische Zusatzuntersuchungen sind die Untersuchung der Nervenleitgeschwindigkeiten (NLG) sowie gelegentlich auch Elektromyographien (EMG).

Wichtig ist eine meist in mehreren Stufen organisierte Labordiagnostik.

Bei rasch progredienten, ursächlich unklaren Polyneuropathien werden im Rahmen einer stationären Abklärung weitere spezielle Labortests, Liquoruntersuchungen sowie gelegentlich Muskel- und Nervenbiopsien durchgeführt.

Therapie

Eine sinnvollerweise anzustrebende ursächliche Therapie richtet sich nach der im Rahmen der Diagnostik festgestellten Ursache. Einige Polyneuropathien wie die alkoholtoxische Neuropathie oder die B12-Mangel-Neuropathie kann die Therapie der Ursache zu einer vollständig normalisierten Nervenfunktion führen, bei der diabetischen Neuropathie ist zumindest der Verlauf günstig zu beieinflussen.

Unabhängig von der Ursache ist eine symptomatische Therapie vor allem bei unangenehmen schmerzhaften Reizerscheinungen sinnvoll und möglich. In erster Linie werden hier bestimmte Antiepileptika und auch Antidepressiva, gelegentlich aber auch Opiate oder lokale Pflaster angewendet.

Besonders wichtig bei fortgeschrittenen Neuropathien ist eine optimale Fußpflege.