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Rückenschmerzen

Häufigkeit)

Rückenschmerzen werden 80-90% der Menschen irgendwann im Leben betreffen.
Zeitgleich leiden jeweils 20-30% der Bevölkerung unter Rückenschmerzen.
Unter konservativer Therapie werden 60-80% der Menschen innerhalb von 2 Wochen und 90% innerhalb von 6 Wochen beschwerdefrei.
60-70% der Patienten erleiden Rezidive.
Bei 5% der Patienten kommt es zu einer Chronifizierung

Ursachen:

Viele Rückenschmerzen sind auf körperliche Inaktivität, Übergewicht und/oder gewohnheitsmäßige Fehlhaltungen zurückzuführen. Eine wichtige Rolle spielt auch psychosozialer Stress sowohl im beruflichen wie auch familliären Bereich.
Ein Großteil der Schmerzen entsteht in Schmerzrezeptoren der Muskulatur sowie in Bändern, Sehnen und Gelenkkapseln, die von den meisten Menschen vermutete Nervenkompression ("Ischias") hingegen kommt deutlich seltener vor.
Ein möglicher Faktor ist auch eine Beinlängendifferenz.

Diagnostik

  • Wegweisend ist meist bereits die Anamnese, wichtig ist es z.B., welche Bewegungen den Schmerz verstärken oder evtl. sogar vermindern, ob eine muskuläre Schwäche oder ein Taubheitsgefühl bestehen oder Probleme mit der Blasenentleerung aufgetreten sind.
  • die klinische Untersuchung beinhaltet Gangprüfungen, die Kraftprüfung einzelner Muskelgruppen, das Erheben eines Reflexstatus sowie die Untersuchung auf evtl. Sensibilitätsstörungen.
  • Eine Indikation zur CT- oder MRT-Bildgebung besteht, wenn sich anamnestisch Hinweise auf eine Blasen-/Mastdarmstörung ergeben, in der Untersuchung höhergradige Paresen oder eine sogenannte "Reithosen"-Sensibilitätsstörung auffallen oder sich eine Schmerzsymptomatik unter konservativer Therapie nicht innerhalb von 4 Wochen bessert.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen sind bei klinischem Verdacht auf eine Ursache im Bereich von Nervenwurzeln, peripheren Nerven oder Muskeln indiziert

Was ist wann zu tun?

  • Bei akuten beeinträchtigenden Beschwerden Vorstellung beim Hausarzt
  • Ergibt sich beim Hausarzt der Verdacht auf eine spezifische Schmerzursache, so wird dieser eine dringende Vorstellung beim Neurologen oder auch Orthopäden veranlassen oder den Patienten sogar stationär einweisen
  • bei unspezifischen Schmerzen, die sich nicht innerhalb von 4 Wochen bessern ist eine Schnittbild-Diagnostik mit MRT oder CT notwendig
  • bei unspezifischen Schmerzen über 8 Wochen ist eine nervenärztliche Vorstellung notwendig, um neben der körperlichen Diagnostik vor allem auch eine psychiatrische Komorbidität zu beurteilen. Außerdem sollte nun auch entschieden werden, ob wegen einer neuropathischen Schmerzkomponente evtl. auch Koanalgetika eingesetzt werden sollten.

Therapie akuter Schmerzen

Medikamente der ersten Wahl sind NSAR (nicht steroidale Antirheumatika) wie Diclofenac oder Ibuprofen, aber auch Paracetamol. Alternativ kommen auch Flupirtin und Meloxicam zum Einsatz. Ergänzend werden auch muskelentspannende Medikamente wie Tolperison oder Tetrazepam (Vorsicht, nicht zu lange!) eingesetzt.
Bettruhe ist nur bei starken bewegungsabhängigen Schmerzen für maximal 4 Tage zu empfehlen.
Lokale Wärmeapplikation ist sinnvoll.
Nach Abklingen der Akutphase ist vor allem regelmäßige körperliche Aktivität wichtig. Auch eine Rückenschule und das Erlernen von Entspannungstechniken können sinnvoll sein. Letztere Maßnahmen sind vor allem wichtig bei bereits mehrfach aufgetretenen Rezidiven und erhöhtem Chronifizierungsrisiko.

Therapie chronischer Schmerzen

Neben den oben beschriebenen Medikamanten zur Akutbehandlung, die v.a. die sogenannten Nozizeptorschmerzen behandeln, kann das zentrale schmerzverarbeitende Sysstem durch eine niedrigdosierte Therapie mit trizyklischen Antidepressiva wie Amitriptylin oder Doxepin, aber auch mit dem eher aktivierenden Duloxetin positiv beeinflusst werden.
Im Falle einer bei chronischen Beschwerden häufig auch anzutreffenden neuropathischen Schmerzkomponente kommen auch Antikonvulsiva wie Carbamazepin, Gabapentin oder Pregabalin zum Einsatz.
Nicht medikamentös sind funktionelle Bewegungstherapie (Haltungskorrektur, Mobilisation..) und Akupunktur etabliert.
Auch Biofeedback, osteopathische Behandlungen oder Kraniosakraltherapie können sinnvoll sein.
Nicht zu spät sollte auch an die Möglichkeit einer multimodalen Rehabilitationsmaßnahme gedacht werden.
Eine Indikation zu minimalinvasiven oder operativen Eingriffen sollte stets von einem konservativ tätigen Spezialisten (Neurologe,Orthopäde,Schmerztherapeut) gestellt werden.